Gestirne

Liebe Gabi,

Rose Ausländer ist immer ein Universum für sich.

Hier noch etwas für diesen Samstag.

Herzensgruß

Christine

Gestirne

Siehst du
den Wagen oben
Sternworte sprühen

Hier unten
gibt es Vernunft
und kleine Zeichen

Abgrund und Gipfel

Erinnerung an
Vergangenes und
an die Zukunft

und Künstler
unsere Erdgestirne

(aus: Deiner Stimmer Schatten. Gedichte, kleine Prosa und Materialien aus dem Nachlass, 2007)

Lichtkraft

Aus dem Himmel eine Erde machen.

Aus der Erde einen Himmel.

Wo jeder aus seiner Lichtkraft einen Stern ziehen kann.

Rose Ausländer

 

Liebe Christine,

diesen Impuls hat uns gestern unsere Yogalehrerin mitgegeben. Ich finde ihn wunderschön.

Schönes Wochenende, Gabi

Kostbare Momente

Liebe Gabi,

Vatertag und Vatersein heute – ja, das ist anders als zu der Zeit, als ich Kind war oder als meine Kinder klein waren.  Väter und Töchter sind oft ein besonderes “Gespann”. Ich finde es schön, wenn Eltern ihre Kinder in jedem Alter möglichst intensiv erleben können, nicht nur als “Feierabendeltern” oder “Wochenendbesuch”, aber auch das ist heute vielfach so – alle 14 Tage bei einem Elternteil “zu Gast” und “in den Ferien”.  Familie heute hat viele Gesichter. Und jede “Familie”, welche Form auch immer sie gerade hat, wird ihren eigenen Weg finden müssen im gemeinsamen Miteinander.

Entscheidend ist die Qualität der gemeinsam verbrachten Zeit, nich die Menge. Und wunderbar, wenn Kinder sich – wie immer die Familie auch sein mag – einfach in die Liebe hineinfallen lassen und voll Vertrauen die Welt entdecken können.

Ansonsten sind “Gedenktage” wie Vatertag oder Muttertag in guten Beziehungsgefügen im Grunde überflüssig. Jeden Tag ist Vater- und Mutter- und Kinder- und Menschentag.

Beste Grüße

Christine

 

Erfahrungen als “Mama”

Liebe Christine,

den gestrigen Vatertag haben wir gemeinsam mit vielen Freunden verbracht. Einer von ihnen, seine kleine Tochter wird heute 1 Jahr alt. hat von seinen Erlebnissen als “Mama” in der Krabbelgruppe berichtet. Aus beruflichen Gründen teilen sich die jungen Eltern den Familienalltag.

Seine Erfahrungen mit  Windelinhalten, Aufstoßgewohnheiten und ganz selbstverständlich von Müttern ignorierten Parkverbotsregeln waren sehr lustig und ich bin mir sicher, die gemeinsam überstandenen “Katastrophen” schweißen Vater und Tochter zusammen. :)))

Schmunzelnde Grüße, Gabi

 

 

 

Sei eingedenk, dass dein Geschenk …

Liebe Gabi,

mir tun Menschen leid, die den Wert eines Geschenks in geldwertem Vorteil berechnen. Sie haben nicht begriffen, dass ein Geschenk etwas ist, das vom Herzen kommt und zum Herzen geht. Wenn wir schenken, überlegen wir uns – was passt zu diesem Menschen, welchen Herzenswunsch hat er, wovon schwärmt er die ganze Zeit? Bei größeren Dingen kann man sich zusammenschließen. Freunde von uns werden beide 60 und haben 40. Hochzeitstag. Sie wünschen sich E-Bikes. Und es werden alle zusammenlegen und sich freuen, dass die zwei jetzt miteinander radeln können. Ein lieber Brief, ein selbst gebasteltes Geschenk, ein Gutschein für “einen gemeinsamen Nachmittag beim Eisessen und Schwätzen” sind viel sinnvoller. Nichts ist so wertvoll wie gemeinsam verbrachte Zeit.

In meinem Umfeld gibt es keine Menschen mehr, die sich Aktienpakete wünschen oder Geld oder “Werte”. Das war ein Prozess über Jahre. Klar bekommen auch meine Kinder mal “Geld”, weil sie für eine Reise sparen oder für eine teure Anschaffung, auf die sie lange warten müssen. Aber die Freaks, die andere nach ihrer Goldeseligkeit ein- oder dann eben aussortieren, muss ich nicht haben.

Ich schätze Menschen, die mir strahlend einen Korb Obst entgegenhalten, wenn ich mit hohem Fieber krank daliege – sie verduften gleich, um sich nicht anzustecken, aber sorgen sich und versorgen mich. Ich freue mich, wenn ich eine Karte bekomme mit lieben Worten. Ich sitze gern mit Menschen im Gespräch zusammen. Das sind für mich die wahren Werte. Im Notfall Menschen zu haben, die einfach nur da sind, ihre Hand hinhalten und anpacken. Das ist das größte Geschenk, das man bekommen kann.

In diesem Sinne – schenken wir einander einfach Zeit, Zuneigung und Liebe. Der Rest findet sich dann schon.

Herzlich

Christine

Holterdipolter

Liebe Gabi,

Polterabend – einer der vielen schönen Bräuche, die wir haben.  Ich denke, dass wir eine Menge großartiger Bräuche in unseren Breiten haben, aber solche Dinge sind zunehmend in Vergessenheit  geraten, denn Brauchtum ist etwas, das gepflegt sein will. Zwar ist das Tragen von Dirndln über Bayern hinaus “très chic” geworden und Silvester feiert man mit viel Sekt und Bleigießen, besten Vorsätzen und so weiter, aber der tiefere Sinn hinter unseren Bräuchen ist nunmehr fast unbekannt.

Das Brauchtum verbindet uns eng mit dem Glauben, der kann auch mal ganz abergläubisch sein. Seit alters her vertreibt man böse Geister mit Lärm und Feuer, mit Krach und Glockengeläute, die Perchtenzüge in den Bergen in den Raunächten zeugen davon. Wir haben rund ums ganze Jahr immer wieder die Möglichkeit, uns an Bräuche zu erinnern. Im neuen Monat wird es das Johannifeuer zur Sommersonnenwende sein, wenn die Mutigen über die Glut springen und das Johanniskraut blüht mit seinen gesprenkelten Blütenblättern, die der Teufel angeblich vor Wut mit seinen Krallen hineingeritzt hat, weil das Kraut nicht aufhören konnte zu heilen.

Eine Ehe ist auf Dauer angelegt, zumindest theoretisch. Da braucht es schon eine Menge gut wirksamer Bräuche, damit sie auch gelingt. Bei der Halbwertszeit der Ehen heute und der Tatsache, dass jede dritte Ehe geschieden wird, ist immer so die Frage, was denn eine Beziehung zusammenhält. Da gehören die Bräuche, die Rituale besonders dazu. Ein Paar, das gemeinsame Rituale kennt, das miteinander bewusst umgeht, hat beste Chancen. Ehen sind kein Vergnügen, sie sind Arbeit mit gegenseitigem Wachstum. Mal rast der eine voran, mal der andere, wichtig ist, zwischendurch immer wieder auf den anderen zu schauen, wo er ist, damit der Abstand nicht zu groß wird. Ein guter Brauch für Ehen ist Achtsamkeit. Nehme ich den anderen wahr, wie er ist und wie er sich entwickelt, oder verharre ich im Bild der jungen schönen Braut, des feschen Bräutigams und glaube, dass das 40 Jahre so bleibt? Habe ich Mut, immer wieder neu anzufangen, immer wieder Ja zu sagen, den Menschen an meiner Seite immer wieder neu zu sehen oder mutiert er zum Möbelstück, austauschbar, leider mit Ton?

Die beiden, zu deren Polterabend du heute gehst, kennen sich schon einige Jahre. Sie haben sich beschnuppert. Und doch ist eines sicher: wir kennen unseren Partner nie restlos. Schön, wenn dieser Rest aus Magie und Mythos besteht, weniger aus Abgrund und Irrungen. Ein bisschen Zauber und Aufregung braucht jede Ehe, mehr, je länger sie dauert. Sich immer wieder neu finden und sich darüber freuen – das ist die Kunst. Und dazu helfen Rituale, Bräuche, Sitten, die die Familie sich selbst gibt. Ein gemeinsames Sonntagsfrühstück mit Kerze, ein festes Date der Partner unter der Woche, egal, wie viel Stress gerade ist, gemeinsame Hobbys und eine gute Gesprächskultur vielleicht. Dann kann es ruhig auch in der Ehe mal heftig krachen und einiges zu Bruch gehen. Das verkraftet eine Ehe, die eine gute Basis hat.

Insofern wünsche ich dem Paar einen gelungenen Polterabend, aber noch viel mehr die Kraft, den Mut und die Freude, immer wieder gemeinsam neu anzufangen, eine neue Basis zu finden, weil sich Menschen entwickeln und wachsen – möge es ein gemeinsames Wachsen sein.

Und wir anderen nutzen derweil die gute Möglichkeit, wieder zu feiern und sich daran zu erinnern, was wir selbst mal für Hoffnungen und Träume bei unseren Hochzeiten hatten – und sich zu freuen, dass es uns alle gibt.

Was uns letztlich im Glauben an das Gelingen einer Beziehung hält, ist weniger das zerbrochene Geschirr am Polterabend sondern das, wofür es steht: Altes muss immer wieder gehen, ersetzt werden durch einen neuen, aber immer liebenden Blick. In diesem Sinne eine schöne Feier

Christine

Polterabend

“Um all den bösen Geistern keine Chance zu geben und da Scherben bekanntlich Glück bringen, feiern wir heute unseren Polterabend…”

Liebe Christine,

es gibt sehr viele Hochzeitsbräuche, die zum Gelingen einer Ehe beitragen sollen. Und früher haben die Leute fest daran geglaubt. Wobei – nur früher ??

Scheppernde Poltergrüße, Gabi

 

… ist ein Garten. Dort treffe ich dich – Rumi -

Liebe Gabi,

Tina Turner hat am Anfang der Beyondprojekte noch nichts angetrieben. Es waren Regula Curti und Dechen Shak Dagsay, die die Idee hinter der ersten CD hatten: Die Verbindung von Ost und West in den Religionen über die Musik. Tina Turner lebte damals im gleichen Haus wie Regula und wie alle Nachbarn werden auch sie mal über die Mülltonnen hinweg geredet haben – die Musik ist einfach ein weltumspannendes Thema.

Warum hat Tina Turner zugesagt, bei diesem Projekt mitzumachen? Weil Musik die Universalsprache ist. Und weil überall auf der Welt die Menschen beten. Ein betender Mensch ist weltweit gleich. Er stellt sich vor seinen Gott, wie immer dieser Gott auch ist, und legt ihm sein Leben zu Füßen in Demut, Bescheidenheit und in der Hoffnung, dass dieser Gott auch an ihn denkt. So entstand die erste CD, dann kamen die Gebete aus aller Welt dazu, mit den Kindern eingesungen und mit Gesten begleitet und nun ist das Dreiergespann um Sawani Shende-Sathaye ergänzt – eine neue Stimmfarbe, eine Erweiterung in jeder Hinsicht.

Warum engagieren sich Menschen in dieser Art? Tina Turner ist seit vielen Jahren Buddhistin, sie sagt, ihr habe der Buddhismus geholfen. Vermutlich waren die Jahre auf der Bühne nicht das, was sich Lieschen Müller darunter vorstellt: großartig, Glamour, ausverkaufte Hallen. Es waren mit Sicherheit Ängste, zugige Umkleiden am Anfang, im Tourbus schlafen und später das Fertigwerden mit Ruhm, das weltweite Reisen und doch Mensch bleiben. Und Künstlerehen sind auch nicht einfach.

Tina Turner hat sich ihre hohe Menschenwürde mit Sicherheit sehr hart erarbeitet. Beyond ist ein Projekt, das Menschen darin unterstützt, zu sich selbst zu finden und zu wissen, dass wir alle geliebt sind, zu welchem Gott wir auch immer beten. Die Musik ist eine Sprache, die jeder Mensch verstehen kann, sie hat eine hohe Bindekraft. Wenn wir begreifen, dass die Gebete von ihrem Inhalt her alle gleich sind, verstehen wir einander besser: überall auf der ganzen Welt haben die Menschen gleiche Ziele: Ein Dach über dem Kopf, Zugang zu Wasser und Nahrung, zu Bildung, das Recht auf Religion und Würde, um einige der grundlegendsten zu nennen. Sind wir füreinander da statt gegeneinander, braucht es weder Krieg noch Neid, Angst oder Terror. So, wie jedes Volk oft seine eigene Sprache hat, hat es eine eigene Kultur – es ist kein Ausschlusskriterium aus der eigenen “besseren” Kultur, sondern ein gegenseitiges Lernen. Oder, wie Tina Turner den Dichter Rumi auf der ersten Beyond-CD auch anklingen lässt – jenseits von richtig und falsch ist ein Garten. Dort  treffe ich dich. Jenseits – beyond. Hinter der Grenze, hinter der Angst liegt die Freiheit und sie basiert auf der Würde des Menschen und der Anerkennung aller Menschen in ihrem Menschsein. Wo immer auf der Welt man auch sein mag. Alle Menschen möchten lieben und geliebt werden.

Solche Projekte reißen Mauern nieder. Sie öffnen das Herz und wer das Herz öffnet, ballt die Hand nicht zur Faust. Darum freue ich mich über die neue CD und vor allem das, was dahintersteht. Es ist ein mich berührendes Projekt wie das der indigenen Großmütter und viele andere mehr, wo Frauen, die oft auch Mütter sind, uns zeigen: wir sind alle eins. Stehen wir zusammen, lieben wir diese Welt und fühlen wir uns in unserem Glauben auch geborgen, so, wie wir uns bei Menschen wohl fühlen, die wir lieben. Dann handeln wir klug. Dann gestalten wir Lebenswelten für uns und die kommenden Generationen.

Eine frohe Reise hinter die Grenzen wünscht

Christine