Wie klingt ein See?

Liebe Gabi,

stimmt!

Und da ich wie so viele seit Jahren zum Thema Wasser den Wahnsinn von aufgekauften Seen zum Zwecke des Abfüllens in 0,25-Liter-Plastikflaschen für den Export nach Afrika   beobachte, sinkende Grundwasserspiegel, Schmelzen der Polkappen mit der Folge versalzender Süßwasservorräte, Verunreinigung allen Wassers durch Einsatz von  Pestiziden, Medikamenten etc. und das irgendwann auch mal in jedem Konsumentengehirn angekommen sein muss, lasse ich einen Rundumschlag. Jeder kann hier handeln und aktiv werden.

Vielleicht begreifen in der Ferienzeit die Menschen das Wasser neu, wenn sie einem Bachlauf folgen, das Plätschern hören, die Steine auf dem Grund eines Sees sehen oder ein Glas Wasser in der Wärme trinken. Oder wenn sie der Musik von Beatrix Becker lauschen (z.B. http://www.beatrix-becker.de/videos/), die eingefangen hat, wie Schweizer Seen klingen, Smetanas Moldau oder An der schönen blauen Donau von Strauß (die in Wien nicht blau ist). Oder eine japanische Teezeremonie erleben. Das ist eindrücklicher als jede nackte Horrorzahl.

Nichts ist weicher als Wasser und doch spaltet es den Fels, sagt Laotse.

Christine

Für mich als Wassermensch ist Wasser die Grundlage von allem.

Zweischneidig ist so manches Schwert

Liebe Gabi,

Charisma? Mir gefällt die Übersetzung Gnadengabe, es erläutert das griechische Wort Charisma sehr gut. Diese Gnadengabe zeichnet Menschen aus, die in sich selbst und anderen tiefe Emotionen wecken können.

Für mich ist ein charismatischer Mensch ein authentischer Mensch, der die Kraft hat, seine Überzeugunge selbstbewusst zu vertreten, der sich für (höhere) Ziele einsetzt und in der Lage ist, anderen Menschen Mut zu machen, sich ebenfalls für ihre (oder höhere) Ziele einzusetzen. Ein charismatischer Mensch hat Ausstrahlung, er begeistert. Das wäre die positive Wirkung.

Auf der anderen Seite haben charismatische Menschen oft auch tiefste Abgründe und erinnern dann eher an den Rattenfänger von Hameln, dem ganze Horden blindlings ins Verderben folgen. Das sind dann Führergestalten, deren Ziele nicht der Förderung des Guten dienen, sie missbrauchen ihre Anziehungskraft und führen ganze Völker in den Untergang.

Ich sehe Charisma als zweischneidiges Schwert. Charismatische Menschen haben eine hohe Anziehungskraft. Andererseits misstraue ich solchen Kräften häufig, weil ich (hier rede ich pro domo) die Erfahrung gemacht habe, dass die wirklich Großen sehr still und bescheiden auftreten, kein Aufhebens um sich machen, Personenkult ablehnen und ihre Arbeit voller Liebe tun. Kein Blingbling. Offenes Herz und offene Hand.  Das ist mir lieber. Charisma steht nicht auf meiner Wunschliste der Eigenschaften wirklich bewegender Persönlichkeiten.

In diesem Sinne kritisch-liebevolle Grüße

Christine

 

Aktives Chillen?!

Liebe Gabi,

ist das so? Vermutlich braucht es dazu eine frühkindliche Sozialisierung in dieser Richtung. Ich werde mich mein Leben lang darin üben mir einzureden, dass Entspannung wichtig ist. Mir macht es mehr Spaß, aktiv zu sein. Seeeehr aktiv.

Entspannung ist bei mir beim Autofahren angesagt, da fahr ich in meinem roten italienischen Sportwagen mit 90 km/h (ich hab nur 40 PS, das zur Klarstellung, bergauf ein echtes Problem) eingeklemmt zwischen lichthupenden Lastern und höre mir das Känguru-Manifest an. Oder ich schau aus dem Fenster und freu mich, was alles so an einem Autobahnrand wächst. Wenn ich dann angekommen bin, bin ich gut erholt vom Augenkino. Im Stau guck ich Menschen. Jedes Jahr ist das sehr lustig auf der A 3. Im letzten Jahr präsentierte mir ein Kind aus einem holländischen Auto heraus seinen kleinen Welpen mit so viel Stolz und Liebe im Blick – das vergesse ich nie!

Und wenn ich zwischen zwei Buchdeckeln verschwinden kann, ist Oberentspannung angesagt  – körperlich wenigstens. Das einzige Geräusch ist das Umblättern der Seiten und das blinde Nachschenken aus meiner Riesenteekanne in meine Riesentasse (damit ich nicht dauernd was danebenschütte, weil ich vor lauter Lesen ja nicht hinschauen kann). Das ist für mich der Inbegriff von Entspannung. Tee, Buch, Plätschern meines Brunnens und gut ists.

Aufhören ist einfach – ich komme an. Das Buch ist ausgelesen. Fertig.

Falls ich dich aus einem Entspannungstraum wecken soll, gib Bescheid. Bis zu meinen Ferien dauert es noch. Und die werden wir mit Speicherisolierung verbringen. Muss auch mal sein, der nächste Winter kommt bestimmt. Und da man einen Speicher nur isolieren kann, wenn er leer ist, kannst du dir denken, was dieses Jahr auf dem Plan steht. 120 Umzugskartons stehen da oben und warten auf das Durchsortieren von seit Jahrzehnten angesammeltem Keineahnungwadadrinistwerhatdenndasdareingeschmissen. Mal sehen, ob wir es schaffen, sie auf 50 zu reduzieren, das ist MEIN Plan. Ich bin kein großer Aufheber und denke mir – meine Kinder werden sich freuen, wenn sie das nicht machen müssen. Soweit die Theorie. Was dann wirklich wird, wissen die Götter. Das stand auch 2012 und 2013 schon auf dem Plan, aber da gab es andere Prioritäten im Garten mit Anlegen, Pflastern und sonstigem. Irgendwas ist bei uns immer.

Wenn wir hier mal gemeinsam entspannen, freuen wir uns jetzt schon auf den Winter – wir sind Kinofans und das ist für uns die beste Zeit im ganzen Jahr. Hobbit 3 und Konsorten – vorfreu. Oder Theater. Oder Überraschungsessengehen in Lokalen, deren Speisekarte wir nicht lesen können und dann versuchen rauszufinden, was wir da gerade essen.

Suum cuique eben.

Entspannt euch schön. Du hast ja noch Schulkinder, wenn man das hinter sich hat, entfällt der gesamte “Ferienstress” :-))) sehr, sehr angenehm.

Heiterst und am Schreibtisch sehr entspannt einen Kurs vorbereitend

Christine

Giftzettelwoche in Bayern – trotzdem sind Ferien!

Liebe Gabi,

Zeugniswoche – ja! Die meisten Schüler erreichen das Klassenziel, andere nicht. Und es gibt immer wieder Eltern, die das Nichterreichen total überrascht. Die das ganze Jahr über wenig Aufmerksamkeit darauf gerichtet haben, wie es in der Schule geht. Nun mag das pädagogisch wichtig sein – Eigenverantwortung und so weiter. Aber: wenn das Resultat dann so ausfällt, ist es auch nicht gut.

Noten – darüber streiten die Vertreter vieler Schulen, ob Noten wichtig sind. Es kommt aufs Kind an, manche Kinder brauchen den Wettbewerb, den Vergleich, andere nicht. Ein Pauschalurteil ist wenig zielführend.

Ich finde, die wichtige Frage ist: ist das Kind auf der zu ihm passenden Schule? Muss ich ein handwerklich super begabtes Kind aufs Gymnasium zwingen, damit es Jahre unglücklich ist und vielleicht seine Begabung verliert? Passen Schultyp, Schulform und ausgewählte Sprachen zum Kind oder kann es sich neu orientieren, wenn klar ist, dass es nicht passt? Vielen Eltern fällt es schwer zu akzeptieren, dass das Kind nicht der Erfüllungsgehilfe für eigene Träume ist. Entscheidend ist, genau hinzuschauen, welche Fähigkeiten, Begabungen, Ressourcen mein Kind hat und es individuell darin zu bestärken. Wenn mein Klo verstopft ist, freue ich mich über einen Klempner, der seinen Job versteht, beim Auto ebenfalls und beim Zahnarzt finde ich es angenehm, wenn er ebenfalls sein Metier beherrscht. Drei Berufe, drei Menschen, drei unterschiedliche Ansprüche an das, was Schule leisten soll.

Meiner Meinung nach sollte Schule den Charakter eines Menschen zur Reife bringen, ihn fördern, fordern, ihm Freude an der Gemeinschaft, am  gemeinsamen lernen bringen. Und Raum geben für das Individuelle, für ein Musikinstrument, Sport, Freundschaften pflegen. Ja klar, ich träume weiter. Aber der uniforme Abiabschluss – ist das den Krampf am Nachmittag in vielen Familien wert? Die Minderwertigkeitskomplexe, die Schreierei, die abgekauten Nägel und überforderten Nachhilfelehrer? Schauen wir doch genau aufs Kind und lesen an ihm ab, was ihm zum Besten gereicht. Aber solange Status diese Bedeutung hat und das Abitur als Nonplusultra gilt, sehe ich weiter schwarz fürs Kindswohl.

Ich wünsche allen Kindern, dass sie die Schulen besuchen können, die zu  ihnen passen, dass ihre Eltern reif genug sind, ihre individuellen Grenzen zu achten und sie im Rahmen ihrer Fähigkeiten zu fördern. Ich wünsche allen Eltern, dass sie das Schuljahr über wach und liebevoll den Weg ihres Kindes begleiten, sich kümmern, wenn es Probleme hat und herausfinden, wo es klemmt. Und ich wünsche allen Lehrern, dass sie sich in den Ferien gut erholen und im neuen Schuljahr mit Freude wieder an den Start gehen – neugierig auf die Wundertüten, die die Kinder sind. Gewillt, gemeinsam zu arbeiten und gemeinsam Freude zu erleben.

Die wichtigste Schule ist das Leben. Aber vorher steht die Regelschulzeit im Raum. Menschen wie Johannes Heimrath und viele andere haben gezeigt, wie Schule auch gehen kann, sind mutig eingestanden für die individuelle Förderung. Wenn ich sehe, wie viele Familien an ihre Grenzen kommen, weil das Thema Schule ein Kampfthema geworden ist, tut es mir weh. Oft liegt es am mangelnden Dialog zwischen Eltern, Kindern und Schule. Oft an Einsicht, oft an klarer Entscheidung “du gehst runter von der Schule und auf diese Schule” – da wird nachhilfetechnisch gepimpt und gefördert, bis in der Oberstufe klar ist – willst du auf ein wackliges Fundament ein dickes Dach setzen, kracht der Spaß im falschen Moment zusammen. Mehr Mut zum individuellen Bildungsweg. Mehr Mut zur klaren Entscheidung. Und viiiel mehr Mut zum offenen Gespräch über wahre Begabungen.

Das Thema Schule ist ein Reizthema. Und wenns Zeugnisse gibt, ist das Thema erst recht aktuell. Ich denke so – individuelle Förderung, frühzeitige Übernahme der Verantwortung für die Hausaufgaben durch das Kind, offene, klare und rechtzeitige gemeinsame Gespräche über den Schulalltag und dann müsste es eigentlich klappen. Und ausreichend Zeit, um Langeweile zu erleben, faulenzen zu dürfen, Kind sein zu dürfen, Zeit für Spiel und Musik und Gemeinschaft. Soft skills schlagen Wissensskills! Ich schätze Handwerk genauso wie ein Studium – jeder nach seinen Fähigkeiten und seinem Lebensentwurf, wo es machbar ist.

Schauen wir auf das Kind und dann erkennen wir, was passt. Dann kommen wir vielleicht nicht stressfrei durch die Schulzeit, aber deutlich entspannter. Die Frage ist immer: Wer erwartet was von wem?

Loben wir alle Kinder, egal, mit welchem “Giftzettel” sie morgen heimkommen. Sie haben wieder ein Jahr geschafft und das ist toll. Und jetzt ab ins Schwimmbad mit euch! Ferien warten! Hurra!

Christine

Schulzeugnisse

Liebe Christine,

diese Woche gibt es bei uns Schulzeugnisse. Wir erwarten keine Überraschungen, ich weiß welche Noten die Jungs während des Jahres in den einzelnen Arbeiten erreicht haben.

Noten sind nur rote Zahlen auf einem Blatt Papier, welche eine meist schriftliche Leistung in einem bestimmten Moment zeigen. Sind die Noten immer schlecht, würde ich vor allem schauen, wie geht es meinem Sohn damit. Und zwar nicht erst nach der Zeugnisausgabe. Woran liegt es? Fehlt ihm wirklich Wissen oder kann er es in diesen Momenten nur nicht abrufen oder umsetzen. Vielleicht aus Gründen, die gar nichts mit Unterricht, Lernen oder Wissenslücken zu tun haben.

Und sind sie überwiegend gut, dann freue ich mich mit, lehne mich entspannt zurück und lasse die Dinge einfach laufen, auch wenn Ausrutscher dabei sind.

Egal welche Noten in den Zeugnissen stehen, als Eltern wissen wir, welche Eigenschaften und Talente unsere Kinder wirklich ausmachen, und die sind nicht unbedingt mit Zahlen zwischen 1 und 6 auf einem Papier zu bewerten.

Herzliche Montags-Grüße, Gabi

 

 

 

 

Relativ

Liebe Gabi,

herrliche Sonnenblume. Bei mir im Garten blühen sie auch gerade wunderschön und sind ein herrlicher Sommersonnengruß.

Schöner Sonntag – das ist eher relativ, denn jeder versteht unter schön etwas anderes. Die einen meinen damit Sonnenschein und 30 Grad, die anderen “frei haben” und jeder, den man fragen würde, wüsste eine andere Definition von “gut” und “schön”.

Ich freue mich, dass bald die Zeit im Jahr anbricht, wo ich an den Wochenenden wegen der Ferienzeit keine Seminare halte und ich Zeit habe, das Herbstprogramm in Ruhe vorzubereiten. Am Sonntag gibt es frisch gebackene Brötchen zum Frühstück – auch das etwas, worauf ich mich immer freue, vor allem jetzt, wo es viel frische Marmelade darauf gibt. Wenn ich später nach der Vorbereitung der Praxiswoche Krankenbesuche mache, sehe ich weniger Schönes – vielleicht, vielleicht aber doch! Und wenn ich heute Abend eine Fortbildung besuche, weiß ich, dass ich daraus gestärkt und froh nach Hause gehe. Das würde ich für mich als einen guten Sonntag bezeichnen, aber ich denke, für viele wäre das nicht die Erfüllung ihrer Wochenendträume.

Von daher wünsche ich heute allen, dass sie einen Sonntag erleben, der ihnen gemäß ist, dass sie Einfluss auf seine Gestaltung haben und ihn heute Abend mit einem Lächeln im Gesicht beschließen können. Und ich wünsche allen einen Blumenstrauß auf dem Tisch, damit sie die Woche über Freude haben an der Fülle draußen. Im städtischen Grün neben meinem Garten wachsen traumhaft blau blühende Wegwarten und der Steinklee duftet – da werde ich ein bisschen was ins Haus holen und mir eine Blüte der Wilden Möhre dazustecken. So habe ich jeden Tag mindestens ein Wunder vor Augen.

Herzensgruß

Christine