Farbenpracht

Gestern war ich im Steigerwald unterwegs. Bei heftigem Schneetreiben auf der überfüllten matschigen Autobahn. Kaum von der Autobahn runter riss der dick verhangene Himmel auf und gab den Blick frei auf die Landschaft – Wald, soweit das Auge reicht und alles weiß überzuckert und für einen Moment in strahlendste Sonne getaucht. Nun mag man das für Ende April mögen oder nicht, aber dieser Anblick war einfach wunderbar. Vielleicht hätte ich dann am Zielort mitten im Steigerwald nicht aussteigen und mich in einen Graupelschauer hinauswagen sollen, sondern das herrliche Bild im Herzen bewahren. Aber wat mutt, dat mutt.

Wieder daheim, kochte ich mir einen große Tasse herrlichen Tee (ich glaube, das ist das allerbeste Überlebensmittel neben Hühnersuppe) und mit einer Wärmflasche an den Füßen taute ich langsam wieder auf. Den Rest an Wärme brachte dann das Foto dieses Beitrags. Es ist in Südfrankreich von meiner Tochter aufgenommen worden und war lange mein Favorit für eine Fototapete. Ich bin stundenlang fasziniert vom Spiel der Wellen, den Schaumkronen und der Kraft des Wassers. Nichts ist weicher als Wasser, weiß Laotse im Tao te King, und doch ist nichts härter als selbiges. Und Wasser ist auf der Erde eines unserer kostbarsten Güter. In den Schneekristallen und den Graupeln erlebte ich gestern live das Wasser, am Foto wärmte ich mich und das Wasser in der Teetasse sorgte für ein grundwohliges Gefühl. Da war ich wieder hergestellt und im wahrsten Sinne des Wortes ganz in meinem Element. Jedenfalls so gut, dass ich am Abend Freude an einem Achtsamkeitskurs hatte, der an einem besonderen Ort statt fand – einer alten Synagoge. Wunder.bar. Was für eine Vielfalt an einem einzigen Tag.

Christine

Drehzahlbegrenzung ?!

Eine Freundin hat mir letztens unterstellt, ich hätte keine Drehzahlbegrenzung. ;))

Es macht keinen Sinn, sich ständig “im roten Bereich” zu bewegen, das steht völlig außer Frage. Auf Dauer ist es sehr kräftezehrend und kann mit der Zeit zu erheblichen gesundheitlichen Problemen führen. Und es ist ein ganz entscheidender Unterschied, ob man freiwillig an seine Grenzen geht oder von den äußeren Umständen dazu gezwungen wird.

In jedem Fall ist es wichtig, ein sicheres Gefühl für die eigene “Drehzahl” zu haben und rechtzeitig “in den richtigen Gang” zu schalten. Und mit diesen Voraussetzungen kann Gas geben auch mal richtig Spaß machen.

Für was würdet Ihr Grenzbeschleunigen?

Wunderbare Frühlingsgrüße, Gabi

Agnes: Wer stellt die Fragen?

Ihr Lieben,

Agnes hat gefragt: Wer stellt eigentlich die Fragen? Ich an den Tag oder der Tag an mich?

Mein Eindruck seit einiger Zeit: Ich bin die Befragte, nicht die Fragende. Möglicherweise eine Alterserscheinung . . .?

Kurt Marti hat mal gesagt:  Fragen bleiben jung. Antworten altern rasch. Und Waggerl gab zu bedenken: Das Genie entdeckt die Frage, das Talent beantwortet sie.

Meine Lieblingsantwort auf alle Fragen stammt von Rilke aus dem Brief an den jungen Dichter: “Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.”

Einer meiner Lehrer forderte uns immer auf, uns “Forschungsfragen” zu stellen. Ich habe Jahre gebraucht, bis ich begriff, dass er genau das meinte, was Agnes angesprochen hat: Wer stellt die Fragen? Das Leben uns oder wir dem Leben? Und irgendwann habe ich mich für diese Variante entschieden: Wu. Die Leere, das Nichts ist eine mögliche Antwort. Das Eine bedingt das Andere, geht daraus hervor. Eine Frage sucht nach einer Antwort, die Antwort  gebiert die nächste Frage. Jeder Tag ist eine Frage, viele Fragen, Herausforderungen. Wir geben mögliche Antworten und in der Nachbetrachtung können wir sehen – das hat gepasst, das war noch nicht so ganz geschickt gelöst. Und aus jeder Frage sprossen neue Fragen.

Eine Beobachtung dazu: Viele Menschen stellen Fragen an das Leben. Und bis wir so rund 35 Jahre alt sind, bekommen wir Antworten auf unsere Fragen – durch Eltern, Lehrer, Wegbegleiter. Doch es kommt ein Tiefpunkt im Leben, ein Wendepunkt, ein Nachterlebnis, die Mitte des Labyrinths, da müssen wir Eines erkennen: Ab jetzt sind wir nicht mehr die, die fragen. Sondern wir sind die, die die Fragen selbst beantworten müssen. Und dann haben wir Jahrzehnte hoffentlich Zeit, den Mut zu fassen, uns Antworten selbst zuzutrauen. Und mit den Jahrzehnten stellen wir fest, dass nun die Jungen Fragen an uns haben. Und so ist uns klar: Eines entsteht aus dem anderen. Und meine Fragen von einst, die nicht immer eine Antwort fanden, haben sich aufgelöst oder ich bin nun selbst in der Lage, Antworten zu gestalten. Insofern ist die “Alterserscheinung” sehr gut beobachtet. Wir werden wohl nie aufhören, Fragen zu stellen. Aber wir werden immer mehr lernen, die Antworten erwachsen, entstehen zu lassen und sie nicht mehr als “selbstverständlich bekomme ich eine Antwort” loszusenden.

Insofern – bleiben wir also offen allen Fragen des Lebens und allen möglichen Antworten des Lebens gegenüber. Und freuen wir uns über alle Fragen.

Herzensgruß

Christine

 

Endlich wieder Frühling – Wunder-Bar?!

Hurra !! Endlich Frühling. Sonne, Blüten, Farben.

Der erste Cappuccino auf der Terrasse – Wunderbar.

Und dann treffe ich jemanden, der mir erklärt wie furchtbar anstrengend dieser ganze Neuanfang ist. Dieses ganze Leuchten und Gut-Gelaunt-Sein. Das Licht ist viel zu hell, die Menschen zu fröhlich. Alles fängt von vorne an, die Natur, Beziehungen, Tierbabys. Bitte, nicht schon wieder.

Ich sags ja – Wunder-Bar ?!

Schöne Frühlingsgrüße, Gabi